Kranke Gesellschaft oder kranke Menschen?
Über die Frage, was ADS ist, gewinnen wir in Bezug auf die neurobiologischen Zusammenhänge, Zug um Zug ein genaueres Bild. Was ist ADS jedoch? Immer kontroverser wird die Bewertung von ADS diskutiert. Warum werden gegenwärtig so viele Diagnosen gestellt? Wie ist ADS anzusehen, als Behinderung, Marketingaktion, als menschliche Sonderausstattung oder als eingebildete Krankheit? Welchen Einfluss nimmt die Gesellschaft auf das Bild von ADS; ist ADS ein Erweis unserer kranken Gesellschaft? Dass ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen ADS und Gesellschaft besteht, vermuteten Hallowell/ Ratey in ihren Ausführungen zur Pseudo-ADD (in: Zwanghaft zerstreut, Reinbek 2000; S. 289ff). Wenn dieser Zusammenhang nachzuweisen ist, dann wäre unter den vielen Rollen, die ADS erfüllt, auch die eines gesellschaftlichen Deuteschemas zu nennen. Die Deutung von ADS geht also in zwei Richtungen. ADS wird gesellschaftlich in einer bestimmten Weisen eingeschätzt. Aber von ADS ausgehend, kann auch die Zeit, in der wir leben bzw. wie wir miteinander leben, bewertet werden.
Uwe Metz - 18. Aug, 22:17